Vor einigen Tagen habe ich eine Sendung auf dem Sender BR gesehen, die zeigte, wie Glocken – Kirchenglocken – entstehen. Ich war total fasziniert. Wie viel harte Arbeit, wie viel Schweiß, wie viel Geduld und wie viel Glück es braucht um so eine wunderschöne Glocke zu gießen. Erst nach vielen Tagen zeigt es sich, wurde gut gearbeitet, oder nicht? Der Klang – das wird erst ganz zum Schluss offenbart – ist doch das Ziel jeder Glocke. Es ist in unserer Zivilisation nicht mehr wegzudenken. Ich bezeichne mich nicht als sehr religiös, bin ich aber im christlichen Umfeld aufgewachsen und erzogen worden. Kirchenglocken bedeuteten mir immer sehr viel. Als Kinder mussten wir am Abend nach Hause, wenn die Kirchenglocken die “Betzeit” läuteten. Natürlich erklingen sie auch bei Hochzeiten, Beerdigungen, Messen bzw. Kirchgängen. Zu Kinderzeiten dienten sie auch Feuer- oder Hochwasseralarm auszulösen. Für mich sind Kirchenglocken auch ein Stück heimatliche Kultur. Schön, dass es sie gibt. Also sehe ich eine tief verwurzelte Liebe zu Kirchenglocken.
Ein Mitglied unserer Familie machte sich vor vielen Jahren die Mühe und schrieb die Geschichte unserer Familie auf. Es wurde ein Buch von 364 Seiten. Er recherchierte jahrelang, er stöberte in Archiven, in Kirchen -büchern, auf Standesämtern und baute sich ein Netzwerk von unglaublicher Größe auf. Ich war bass erstaunt, wie viele Parallelen es gibt zu heute. Da ist z.B.der Vorname Christoph – Name unseres Sohnes. Wir wussten aber noch nichts von der Existenz des im 16. Jahrhundert lebenden Christoph der 6 Glocken für eine Pfarre in der Nähe von Nürnberg goss. Alle Namen unserer drei Kinder finden sich irgendwo in der Familienchronik. Es sind noch einige Urkunden gefunden worden, die bis 1350 zurückgehen und immer war ein Glockengießer dabei. Alle lebten sie im Raum Allgäu, Nürnberg und Umgebung. Irgendwann im 17. Jahrhundert wanderten sie aus in Richtung Schweiz und siedelten sich am oberen Zürichsee an. Daraus sind Zweige entstanden, die noch heute in der Westschweiz, in Frankreich und in Chile, Ecuador zu finden sind. Seit einigen Jahren auch in Österreich. Leider seit dem 17. Jh. keine Glockengießer mehr.
Ist es möglich, dass über die vielen Generationen irgendwelche innere Uhren – oder wie man das nennen will – vorhanden sind, die uns Namen, oder Berufe „eingeben“ ? Es gibt z.B. keine Bauern, keine Intellektuellen, dafür einige Lehrer, Handwerker, Künstler (Maler), Sportler.
Vor diesen Recherchen wussten wir auch nichts von unserer Verwandtschaft in Übersee. Siehe da, auch die nannten ihre Kinder oft wie wir unsere, oder wie andere Zweige der Familie. Wir erfuhren erst davon, als der Buchautor ein Familientreffen organisierte. Da waren plötzlich fast 120 Personen mit demselben Nachnamen zusammen, hatten vorher keine Ahnung voneinander. Ist doch spannend so eine Familiengeschichte.
Familie ist wichtig, die Wurzeln auch.
Bleibt gesund, der Pensionist
© Felix Roshardt 2023-01-17
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