Es ist immer wieder verblüffend. Wo Menschen in „Rudeln“ anzutreffen sind, sind immer wieder gewisse Typen zu finden. Da ist die immer alles besser-wissende, überall schon gewesene, alles schon erlebte, hagere Frau, Mitte 40, oder der Mann, der auch besser wissend und allwissend ist, der alles schon erlebt hat und nichts und niemand ihn von seiner Meinung abbringen kann, weil er es einfach besser weiß. Dieser Mann ist über 60. Da gibt s die Schüchterne, aber immer hilfsbereite, ledige, schnell beleidigte Person, die aber immer zur Stelle ist, wenn man sie braucht, oder auch nicht. Der mütterliche Typ, der für alles und jedes Verständnis hat, der bemüht ist, dass du auch genug trinkst, der schaut, dass du Brot zum Salat isst und der sehr besorgt ist, wenn du nicht pünktlich um 17.30 an deinem Platz hockst. Der, der dir immer übers Maul fährt, wenn du am erzählen bist, weil er etwas Besseres zu erzählen hat. Oder die, derjenige, der nie zuhört und irgendwann in ein Gespräch irgend ein Nonsens hinein posaunt. Ganz speziell sind die lauten: man hört sie immer und überall. Sie sind immer präsent. Wo du dich auch bewegst, er/sie ist da. Sie erzählen laut, sie lachen viel zu laut, sie sind – oder glauben es wenigstens – immer im Mittelpunkt. Jeder kennt ihr „Schicksal“ jeder weiß um seine Krankengeschichte und ach sie sind ja immer so positiv. Sie haben immer gute Laune und lassen es Jede und Jeden Wissen: „schaut s her, was bin ich für ein toller Hecht, ich meistere alles, das Leben kann mich nicht.“
Dann sind die Stillen. Man hört sie nicht, man sieht sie kaum, sie sind immer unter dem Radar und plötzlich sind sie gar nicht mehr da und keiner hat s gemerkt. Alle diese verschiedenen Typen machen so ein „Rudel“ aus. Selber bin ich wohl etwas von allem. Je nach dem wie ich mich in einer Gemeinschaft fühle. Dieses Mal war ich vermutlich eher einer der Stillen. Tatsächlich, das kann ich auch. Unser Tisch – eine Dame um die 85, noch zwei Männer der eine Jünger, der andere etwas älter als ich – war eher von der ruhigeren Sorte. Wir verstanden uns sehr gut, aber jeder ging nach dem Essen seines Weges. Nicht ein einziges Mal waren wir irgendwie zusammen unterwegs. Unsere Älteste war vermutlich die Aktivste. Sie war beim Tanzabend, beim Vortrag oder beim Quiz dabei. Wir drei Männer zogen es vor, jeden Abend direkt auf die Zimmer zu gehen und uns nirgends zu beteiligen. Ich fand das sehr angenehm. Dieser Gruppendruck fiel komplett weg. Jeder ging seiner Wege, ohne irgendwie unhöflich oder abweisend zu sein. Natürlich haben wir uns über dies und das unterhalten. Die ältere Dame wusste viel aus ihrem Leben zu berichten. War sehr spannend und interessant. Das war aber auch schon alles und hat gepasst. Keiner der drei Herren hat sich einer Gruppe angeschlossen, die es unweigerlich bildet auf Kur. Die einen, um in Gruppen zu wandern, andere um Karten zu spielen, andere um zusammen aus zu gehen. Wir drei waren nirgendwo dabei. Wir verbrachten auch die Wochenenden jeder für sich. Es war für mich total richtig.
Ich war an den Wochenenden irgendwo im Gasteinertal unterwegs. Ganz sicher hat man irgendwo auf einer Hütte eine Gruppe getroffen, die mit 100%iger Sicherheit hier im Tal auf Kur waren. Laut, lustig und aufdringlich....:-) Nicht böse gemeint, einfach eine natürliche Sache auf Kur. Ich war ja oft genug auch bei solchen Gruppen dabei. Dieses Mal war es anders. Praktisch nur auf mich reduziert. Diese drei Wochen waren so schnell vorbei, unglaublich.
Fazit: Es waren drei sehr gute Wochen. Ich fühle mich rundum wohl, praktisch Schmerzfrei.
Der Arzt will im Abschlussbericht einfügen, dass es unablässig ist, dass ich diese Reha jährlich wiederhole. Sein Wort in Versicherungs-Ohr. Wäre genial.
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