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Felix. Roshardt

Freundschaft


Über Freundschaften mache ich mir oft Gedanken. Was ist eigentlich eine "gute" Freundschaft? Wann ist eine Freundschaft eine Freundschaft? Was erwarte ich von einer Freundschaft ?

Ich lebe nun seit 15 Jahren weit weg von meinen Freund:innen, ich habe in dieser Zeit wieder viele Menschen kennen gelernt. Aber Freundschaft? Man sagt so schön: Ein Freund ist immer für mich da. Habe ich diese Erwartung an eine Freundschaft? Ich glaube, das ist zu viel der Erwartung. Nehmen wir an: Ich bin plötzlich allein - egal wie - und ich erwarte von einem Freund:in, dass er/sie mich einfach bei sich aufnimmt? Ok, vielleicht für ein Nacht, aber mehr???? Ich hätte diese Erwartung nicht. Ich möchte das vermutlich auch nicht. Ich habe einen Freund (ich bezeichne ihn als einen solchen..)der muss ziemlich viel einstecken. Schon einige Jahre. Wie kann ich für ihn da sein? Wie kann ich ihm meine Freundschaft zeigen? Wie soll er spüren, dass ich für ihn da wäre/bin? Natürlich sage ich es ihm. Schon oft. Er nimmt aber nur selten diese "Dienste" an. D.h. er ruft mich selten an, er schüttet mir sein Herz selten aus. Aber ab und an passiert es. Ich höre ihm zu. Ich habe das Gefühl, das reicht schon. Dann höre ich wieder wochenlang nichts. Für mich ist das in Ordnung. DAS macht wohl unsere Freundschaft aus. Distanz, die passt.

Distanz, - räumliche - ist oft nicht so einfach. Ich habe einige Freunde in der Schweiz. Von vielen höre und sehe ich ein ganzes Jahr nichts. Sehe ich sie dann wenn ich dort bin, so habe ich das Gefühlt, als wäre ich nie weg gewesen. Andererseits entfernen sich einige Menschen tatsächlich alle Jahre weiter weg. Sehe ich sie, denke ich, warum war dieser Mensch früher so wichtig für mich? Jetzt sagt er mir gar nichts mehr? Jetzt sind seine Gedanken und meine weit von einander. Es fühlt sich plötzlich so fremd an. Meine Erklärung dafür ist simpel: Jeder Mensch entwickelt sich, jeder Mensch lebt sein eigenes Leben, jedes Leben verläuft anders und irgendwo, irgendwann ist man abgezweigt. Ich habe das lange nicht verstehen wollen. Ich dachte immer, das liege an mir, ich hätte mich wohl zu sehr verändert. Ich hätte mich zu wenig bemüht um diese Freundschaft. Nicht nur ich verändere mich, auch der andere tut das. Mein Lebenszug fährt dahin und der eine oder andere steigt eben aus. Bei den einen tut es vielleicht etwas weh, bei anderen ist es einfach ok. Ohne Groll und Bedauern, gehen lassen. Abschied nehmen. Irgend jemand singt ein Lied, darin heisst es: "Abschied ist ein bisschen wie sterben....." oder so. Stimmt.

Es steigen ja immer wieder neue Menschen ein in meinen Lebenszug. Dabei sind immer auch wieder Menschen, die ich als Freunde bezeichne. Vielleicht empfinde nur ich so. Aber das spielt keine Rolle, ich erwarte von dieser Freundschaft einfach nichts. Ich nehme sie so hin, wie sie sich mir anbietet. Gut ist. Seit ich das so mache, hat Freundschaft eine etwas andere Bedeutung erhalten. Schwierig wird es dann, wenn das Gegenüber eine Freundschaft empfindet - mit Erwartungen an mich - die ich aber nicht erwidern und erfüllen kann. Das kann belastend sein. Es ist nicht einfach, dem Gegenüber klaren Wein einzuschenken.

Wie auch immer: Freundschaft ist ein grosses Wort, grosse Gefühle und viele Erwartungen.

Ich versuche diese Erwartungen auf ein Minimum zu beschränken, damit eine Freundschaft nicht zu einer Belastung wird.


Bleibt gesund, euer Pensionist

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1 commento


Ospite
20 ott

Finde das was Du da schreibst sehr gut und auch nachdeklich . Ja ist so das ich auch schon viel mahl mir gedanken gemacht habe . Was ist ein richtiger Freund . Kurt Stalder

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