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Felix. Roshardt

Altenheim

Aktualisiert: 7. Juli




Ein bis zwei Mal die Woche betreue ich in einem Alters- und Pflegeheim die Cafeteria. Es ist ein lichtdurchflutetes, modernes Gebäude. Die Tische sind um eine runde Theke angeordnet, alles ist freundlich und hell.


Die Gäste die ich bediene sind Bewohner des Hauses, Besucher, aber auch Gäste, die einfach so zu uns ins Kaffeehaus kommen. Eine bunte Mischung. Einige sind Stammgäste, die trinken jeden Tag dasselbe. 2 Flaschen alkoholfreies Bier, fast immer zur selben Zeit. Eine Dame trinkt immer einen Espresso und das Bezahlgeld darf/muss ich ihr aus dem Geldbörsel klauben, da ihr Augenlicht nicht mehr das Beste ist. Zwei Männer trinken immer ihr Bierchen, der eine mit, der andere ohne Glas. Wieder andere trinken ein Gläschen Wein. So hat jeder/Jede ihre Gewohnheiten, die nicht geändert werden. Aber ich frage mich, ob das nur bei den "Alten" so ist? Ich glaube, ich trinke auch immer dasselbe in dem Lokal das ich regelmässig besuche. Ein Crodino, oder vielleicht mal ein weisser Spritzer. Aber sonst auch dasselbe. Nach dem Gruppenturnen immer ein Bier und ein Schinkenstangerl. Immer.

Ich denke, im Alter ändert man seine Gewohnheiten noch weniger. Genau so spannend der tägliche Ablauf ihres Tun`s. Ich sperre um 14.00 auf und genau 10 Minuten später ist der erste Stammgast da. Immer.

Ein Bewohner geistert immer auf leisen Sohlen im ganzen Haus herum. Irgendwann wird er wieder "eingefangen" und zurück auf die Station gebracht. Der eine Mann redet immer mit mir, viel, er erzählt mir immer viel. Leider verstehe ich nicht die Hälfte. Kein Wunder, er besitzt auch nur noch zwei Zähne.

Die Pfleger und Pflegerinnen gehen immer sehr liebevoll um mit diesen Menschen. Ich bewundere ihre Geduld. Viele fragen wirklich alle fünf Minuten immer dasselbe. Ich sehe auch, dass immer dieselben Bewohner Besuch bekommen. Von den Söhnen oder Töchtern, Enkel:innen oder Freunden. Ein Mann besucht seine Partnerin täglich, immer zur selben Zeit. Man kann die Uhr nach im richten. Eine Frau besucht ihre Mutter jeden zweiten Tag. Dreht eine Runde mit dem Rollstuhl, trinkt ein Kaffeetscherl bei mir und geht dann nach Hause.

Ich beobachte das alles und denke mir wie das wohl für die Menschen, für die Bewohner ist? Wie nehmen sie den Tageslauf war? Mit einem Bewohner habe ich diese Frage schon erörtert. Er ist noch nicht so alt, aber auf Pflege angewiesen. Es sagte mir, dass er es da sehr gut hätte. Zu Hause wäre er alleine, vermutlich sogar einsam. Würde er stürzen, oder sonst etwas passieren, wäre er hilflos. Hier - sagt er - hätte er die Sicherheit, das Wissen, dass ihm sofort und unverzüglich geholfen würde. Natürlich, die Tage sind nicht so prickelnd. Er hat wenig Besucher, auch wenig Kontakt mit den Mitbewohner. Trotzdem zieht er diesen Ort seiner Wohnung vor.

Mein Ziel ist es nicht in ein Altenheim zu gelangen. Möglichst lange selbstständig sein und bleiben. Ich hoffe fest, dass ich das auch kann. Natürlich, sollte ich an Alzheimer oder unter Demenz leiden, ist es vermutlich Wurst, wo ich lebe. Trotzdem......

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